Momentan befinden wir uns schon seit ein paar Wochen in Marton. Das kleine Städtchen mit etwas weniger als 5000 Einwohner liegt etwa ein halbe Stunde von Wanganui entfernt. Auf unserer Suche nach dem nächsten Wwoofing sind wir auf eine junge Familie gestoßen. Kylie, Andrew und ihre 2 kleinen Töchter besitzen eine Schafs- und Rinderfarm etwas außerhalb von Marton. Außerdem gibt es hier ein Farmstay. Farmstay bedeutet dass Touristen sich die Farmarbeiten wie z.B. Schafe scheren und Schafe treiben gegen Bezahlung anschauen dürfen und auch in einer wunderschön gestalteten Unterkunft schlafen können.
Wie leben wir?
Etwa 1 Kilometer vom Haus der Familie entfernt leben wir mit dem 20 Jährigen Schäfer Keegan in einem kleinen Häuschen. Collin, ein sehr herzlicher und liebevoller Mensch und Farmarbeiter wohnt auch 3 Tage die Woche in unserer Wohngemeinschaft. Anfangs war es etwas seltsam für uns nicht im Haus der Familie zu leben, doch alles hat vor und Nachteile. So wie wir jetzt leben können wir Nachmittags unser eigenes Ding machen und gehen auch niemand auf die Nerven. Der Nachteil an der Sache ist, wir müssen uns immer unser Essen aus dem Haupthaus abholen, da ja Essen unsere Bezahlung ist. Mit der Essenssituation haben wir uns aber sehr gut arrangiert.
Apropos Essen: jaaaa man vermisst wirklich das verdammt geile Brot aus der Heimat. Was würden wir nicht dafür tun jetzt ein leckeres Hackepeter Brot zu essen...In Neuseeland werden wir noch zu absoluten Süßigkeiten Junkies, denn hier gibt´s einfach so abartig leckeres Süßzeug, aber zurück zum Thema....
Was tun wir hier?
Im Juni diesen Jahres gab es eine große Flut im Wanganui Bezirk. Viele Menschen haben dabei ihre Häuser verloren, oder haben riesige Flutschäden. Kylie und Andrew haben auch mit den Konsequenzen der Flut zu kämpfen. Hier auf der Farm gab es durch den Regen mehrere Erdrutsche. Da hier alles bergig ist konnten die Erdmassen dem Regen nicht mehr standhalten und sind lawinenartig ins Tal gestürzt. Dabei wurden viele Zäune und Wege zerstört und Schafe getötet. Die zerstörten Zäune müssen nun abgebaut werden, soweit sie nicht unter Schlammmaßen begraben sind und an anderer Stelle müssen neue Zäune errichtet werden. Unsere Aufgaben sind hier die Zäune abzubauen, was sehr mühevolle Arbeit ist, da die Zäune am steilen Hang sind und alles was man abgebaut hat muss man an eine für ein Fahrzeug erreichbare Stelle tragen. Richard liebt diesen Knochenjob:)
Außerdem haben wir den offenen Stall gereinigt, da sich in diesem bald mehr als 600 Leute befinden, da am 19. September hier "The Mudder" stattfindet. Dies ist ein Laufwettkampf indem die Leute unter anderem Schlammlöcher bezwingen müssen. Darüber kommt dann aber mehr wenn´s soweit ist. Andere Aufgaben sind Gartenarbeit und im Haushalt helfen. Einen harten Tag haben wir auch mit Opa Hugh verbracht. Ich wurde mit einem 10 Liter Chemikalienkanister auf dem Rücken bepackt und Richard bekam einen Slasher, das ist so eine Art Axt. Dann gings mit Hugh ab auf die Weide und der Kampf gegen die Gorse (großes stachliges Buschgewächs) begann. Richard hatte nach kurzer Zeit blutige Hände, da er mit dem Slasher voller Inbrunst die Gorse am Stamm abschlagen sollte und ich kraxelte mit meinem oberschweren 10 Liter Rucksack die Berge hinauf um die Gorse mit Chemikalien zu besprühen. Wir waren fix und fertig, aber Opa Hugh war zufrieden und klopfte uns auf die Schultern. An diesem Tag hantierten nicht nur wir mit Chemikalien, denn es ging auch eine Nummer größer. Auf einer Wiese neben dem Stall landete ein Hubschrauber, dieser flog den ganzen Tag über die riesige Farm und sprühte Chemikalien die Disteln töten soll und das Gras wachsen lassen soll. Da wir ja auch auf der Farm beschäftigt waren bekamen wir auch ein paar Ladungen Chemieregen zu spüren, aber wir waren echt beeindruckt von den Flugkünsten des Hubschrauberpiloten.
Zu unseren Aufgaben gehört auch lustiger weise das Befreien von festgefahrenen Fahrzeugen. Klingt doof, ist aber so:) An einem Tag war der erste Job das Quad aus einem riesigen Schlammfeld zu befreien. Keegan bediente die an einem Baum befestigte Winde, Richard schob mit der Brechstange und ich saß auf dem Quad und gab Vollgas. Wir dachten das klappt nie, da das Quad so tief im Schlamm steckte, aber ja wir habens geschafft. Danach hatten wir 3 aber erstmal einen heftigen Lachanfall, da ich versuchte die Schaufel aus dem Schlammfeld zu holen und dabei selbst bis zu meinen Knien im Schlamm versank. Richard kam und wollte mich herausziehen, doch mein Gummistiefel blieb stecken und ich stand mit meinen Socken im Schlamm. Keegan konnte uns vor lauter lachen erst gar nicht helfen, aber irgendwie haben wir es dann geschafft uns zu befreien. Die ganze Aktion widerholte sich am Nachmittag nochmal und da musste mich dann unser Chef Andrew aus dem Schlamm ziehen und er konnte sich es nicht verkneifen ein paar lustige Fotos von der Aktion zu schießen. Naja auf jeden Fall haben wir Spaß bei der Arbeit.
Kylie ist ein upcycling Fan, das bedeutet sie versucht aus Dingen die andere vielleicht wegwerfen würden noch etwas schönes oder sinnvolles daraus zu machen. Der Draht von den zerstörten Zäunen ist eigentlich Müll und nicht wieder verwendbar. Sie fragte uns dann ob wir nicht Lust hätten es mal zu versuchen eine große Kugel aus den Drähten zu bauen, um sie dann als eine Art "Flutdenkmal" in den Garten zu stellen. Auf einer Internetseite zeigte sie uns dann was sie gerne hätte und wir waren erstmal erstaunt wie teuer so etwas ist wenn man es kauft, aber wir dachten uns: ,,Pffff, sowas können wir mit links." So haben uns die alten Drähte geschnappt und losgelegt und jaaaa es funktionierte so wie wir uns das vorgestellt haben. Richtig stolz präsentierten wir nach kurzer Zeit unsere in mühevoller Handarbeit hergestellte Drahtkugel. Kylie fand das so toll, dass wir gleich noch eine zweite, noch größere Kugel herstellen sollten. Gesagt, getan! Die kleinere Kugel ist ca. 80 cm hoch und steht jetzt im Garten und die zweite Kugel ist 1 m und ist wunderbar von der Küche aus sichtbar. Es hat sehr Spaß gemacht sowas verrücktes zu bauen und dann steht da noch eine Message dahinter. Außerdem freuen wir uns dass wir etwas in Neuseeland hinterlassen konnten und dass die Familie vielleicht ab und an an uns denkt wenn sie die Kugeln betrachten.
Wie geht´s jetzt weiter?
Wir bleiben hier auf jeden Fall noch bis zum 19. September, da wir bei "The Mudder" mithelfen werden. Danach wollen wir uns Richtung Wellington bewegen, was ganz im Süden der Nordinsel liegt. Ja und danach geht´s dann auf die Südinsel. Genaue Pläne haben wir aber noch nicht.
Was gibt´s sonst zu wissen?
Es gibt endlich ein Lebenszeichen von meinem Handy. Nachdem mein Handy vor vielen Wochen kaputt gegangen ist und ich von dem Shop der es reparieren wollte ewig nichts gehört habe, dachte ich schon ich kann mir bald ein neues kaufen. Leider ist der Shop in Gisborne, was über 5 Stunden entfernt liegt und so hatte ich auch keine Chance mal vorbei zu gehen. Jetzt endlich kam die Nachricht dass es repariert ist und es ist gar nicht so teuer wie erwartet. Juhu:) jetzt muss ich nur noch warten bis es hergeschickt wird.
Letztes Wochenende waren wir am Rangitikei River kurz vor dem Ort Taihape. Eigentlich wollten wir uns einen der Schauplätze von Herr der Ringe angucken, doch auf dem Weg dahin gab´s was viel besseres und zwar eine Brücke von der man sich stürzen kann. Wir waren beeindruckt von der Wahnsinns Kulisse. Richard dachte sich:,, Wenn wir schon mal hier sind.... dann will ich da auch runterspringen!" Er entschied sich für den Bridge Swing. Dabei ist das Seil nicht an den Beinen wie beim Bungeesprung, sondern du sitzt nach dem Fall im Gurt und schwingst an der Brücke. Richard fand das so toll und die Veranstalter auch, dass er paar Minuten nach seinem ersten Sprung einen zweiten machen konnte. Ein zweiter Sprung allein, war aber viel zu langweilig, denn es gab auch einige Zuschauer und denen muss man ja was bieten. Die Veranstalter meinten er sollte das ganze nochmal Upsidedown machen, das bedeutet Kopfüber. Die Frau neben mir hat noch mehr mitgefiebert als ich, sie meinte nur dass sie noch nie jemanden gesehen hat der sowas gestörtes gemacht hat :) Ich bin jetzt echt neidisch und will auf jeden fall auch mal so etwas cooles hier in Neuseeland machen.
Richard wollte schon die ganze Zeit nachdem er die schneebedeckten Berge gesehen hat Snowboard fahren gehen und hat es jetzt auch endlich geschafft. Mit Keegan ist er Morgens halb 7 ins Skigebiet gefahren und dort verbrachten sie einen Tag im Schnee.
Bis Bald ihr Lieben
Einer unserer Arbeitsplätze
Beim Draht aufrollen rasten wir beide auch ab und zu mal aus...hier klappt es gerade mal:)
Nein, ich benötige hier kein Fitnessstudio
Unsere erste Drahtkreation in Gedenken an die Flut im Juni
Modell Nummer 2 hat auch ihren Platz gefunden
Unser Häuschen
Keegan und Collin kümmern sich um ihr Abendessen

,,Nein du bist zu schmutzig für Streicheleinheiten"
So sieht es nach der Arbeit aus
"Ich will da jetzt runterspringen!"
"Okay dann spring halt!"
weil es so schön war nochmal und das kopfüber
wunderschöner Ausblick von der Brücke
Da hat sich der Richard auch gefreut
Ausflug ins Skigebiet
Mount Ruapehu
Richards funny day in the snow